Thunderbike Olive Joe customized Harley-Davidson Softail Slim S

Ein alter Krieger

So ist das mit den alten Kriegern. Sie wissen, wie man die Vergangenheit bewahrt und sie aufrecht weiterträgt. Als Harley-Davidson für das Modelljahr 2016 die Softail Slim S präsentierte, steckte eine Menge frisches Holz im oldstyligen Gewand. Die Twin Cam hatte den 110er Motor bekommen, der bis dahin nur den CVOs vorbehalten war. Nach offizieller Umrechnung bot er also mächtige 1801 Kubikzentimeter auf. Aber was im Jahr 2016 noch keiner wusste: Damit war er auch einer der Letzten. Denn im nächsten Modelljahr folgte der Milwaukee-Eight.

Einer der Letzten. Ist das nicht der ehrenvollste Titel für einen alten Krieger namens „Olive Joe“? Harley selbst verkündete mit der Softail Slim S, sich der Bobber-Tradition der Vierziger und Fünfziger Jahre verpflichtet zu sehen, und überhaupt der Tradition des Freien Westens. Gezielt nahm sie mit dem weißen Stern und der Lackierung „Olive Gold Denim“ Anleihen an einem Motorrad, von dem Harley ein halbes Jahrhundert früher selbst mal sagte: „The Bike that won the War“. Das war die berühmte WLA.

Nicht zufällig das Sondermodell

Harley hatte die Softail Slim sicher nicht zufällig für das Sondermodell gewählt. In ihrer einfachen und damit klassischen Linie bot die Slim immer das meiste Potential für historisierende Anleihen. Wenn da aber jemand glaubwürdig klassisch gestalten will, bleibt wie immer das Heck als dringendste Aufgabe. Das Softail-Fahrwerk suggeriert zwar die Optik eines Starrrahmens, aber ein auf Struts montierter Fender lässt einfach zu viel Luft zwischen Schutzblech und Reifen. Das kann man wirklich besser machen.

Perfekte Starrrahmen-Optik

So viel steckt in der Softail Slim S, die selbst schon ein Sammlerstück ist. Wer eine von diesen Letzten besitzt, sollte sich dessen bewusst sein, denn er thront auf einem alten Krieger. Customizing ist an einer Harley immer erlaubt, aber an diesem Modell bitte in Maßen. Wir haben unser Heckteil samt Streben aus dem Flying Slim-Paket vom Regal genommen. „Flying“, das ist der englische Ausdruck für ein mitschwingendes Schutzblech. Dazu eine nuancierte Tieferlegung, ein etwas breiteres Hinterrad, eine Weißwandbereifung und gut versteckte Multifunktionsrücklichter – und schon ist die historische Linie perfekt.

So sieht Heck-Komposition aus. Unser Flying Slim-Schutzblech liegt saugend an

Schwer zu entdecken: Die Multifunktions-Rücklichter an der Fenderstrebe aus dem Flying Slim-Paket

Feinabstimmung

Die Abrundung des Bildes erfolgt in Feinabstimmung. Ein schwarzes Pulley senkt den neuzeitlichen Chrom-Faktor, unser seitliches Kennzeichen mit der Inside-Kennzeichenplatte gibt den Blick auf den mitschwingenden Fender frei, und dann haben wir noch den serienmäßigen Sitz durch einen Schwingsattel ersetzt, mit oldstyligen Federn und einem Bezug von Spirit Leather. Der Fenderkomposition des Hecks ist mit dem Recall-Stahlfender nun auch die Frontpartie angepasst. Unser weit ausladender Hollywood-Light-Lenker sorgt auch für historische Haltung, und die Stripe-Blinker verschwinden unter den Lenker-Armaturen. Damit stimmt die Linie, ohne die Botschaft der ursprünglichen Softail Slim S zu zerschreddern.

Den von Spirit Leather bezogenen Schwingsattel haben wir auf oldstylige Federn gebettet

Am Hollywood Light-Lenker haben wir die Stripe-Blinker gut versteckt

Sattel und Satteltasche von Spirit Leather. Kennzeichenhalter, schwarzes Pulley und überhaupt die Heckgestaltung von Thunderbike

Aufwand in den Details

Einzig in kleinen, aber wichtigen Details haben wir noch etwas Aufwand betrieben. Es ging ja um den neuzeitlichen Chrom-Faktor, der nun auch mit der schwarzen Pulverbeschichtung von Seitenständer, Schaltgestänge, Fußrasten und Scheinwerfer gesenkt ist. Die Jekill and Hyde-Anlage, Modell Shorty, ist sowieso schwarz. Sie liefert den eindringlichen aber immer legalen Sound. Der mag historisch klingen, ist es aber nicht. Ihr würdet euch wundern, wie leise eine echte WLA-Flathead, ja, die mit der der Krieg gewonnen wurde, aus ihren Rohren klingt. Aber Rohre können rosten, und dann macht auch ein alter Krieger, einer der letzten, gut Radau. Und das verbuchen wir als aufrechtes Weitertragen der Geschichte.