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Dirty Ape

Justin’s Personal

customized Harley-Davidson FXR

Justin gehört zur schraubenden Crew in unserer Servicewerkstatt. Mit seiner FXR hat er sich den Traum einer richtigen Fahrmaschine gebaut.

Wer täglich an den teils stark individualisierten Bikes anderer schraubt, der fängt früher oder später zwangsläufig an von seinem ganz eigenen Bike zu träumen. Aber wie sollte dieser Traum aussehen? Um die richtige Basis zu finden, sollte man am besten vorher schon wissen, was einem gefällt. Allein die Wahl des Motors stellt für viele Enthusiasten der Marke schon eine Art Glaubensfrage dar. Für Justin war von Anfang an klar, es sollte ein Evo Big Twin werden.

Jenes Aggregat, welches der Motor Company ab 1984 mit der gleichzeitigen Einführung des Softail Rahmens einen riesigen Verkaufserfolg einbringen sollte. Für viele der letzte „echte“ Harley Motor, da er anders als sein Nachfolger, noch ohne Ausgleichwellen entwickelt wurde und dementsprechend die „good vibrations“ liefert. So weit so gut, doch in welchem Stil sollte der Evo nachher dastehen? Soll es ein Chicano, ein Bobber oder vielleicht doch ein Chopper werden? Justin hat sich für den sogenannten Clubstyle entschieden, ein Stil geprägt durch die amerikanische 1%er MC Szene gegen Ende der 80er Jahre, bei dem die Fahrleistung des Bikes noch vor der Optik im Vordergrund steht.

Die Bikes sollten für eine Harley möglichst leicht, schnell und in gewissem Maß auch Langstreckentauglich sein. Aber ein Tourer war damals nicht nur teuer und schwer, er passte auch nicht zum Image eines wilden Rebellen. Ein für diesen Stil sehr prägendes Modell war die FXR, für Harley der Versuch mit den wesentlich fahrdynamischeren Bikes der Konkurrenz aus Japan mitzuhalten. Der Rahmen eine völlige Neukonstruktion, verbesserte Steifigkeit, der Motor in Gummi gelagert und eine für Harley untypische Formgebung.

Doch so richtig populär wurde der Clubstyle in Europa erst durch Ausstrahlung der Fernsehserie „Sons of Anarchy“, bei dem die Protagonisten hauptsächlich in diesem Stil umgebaute Dyna‘s fahren und durch die eindrucksvollen Stuntvideos von Gruppen wie „unknown industries“, die ausschließlich umgebaute Dyna‘s und FXR’s für ihre Stunts benutzen.

Doch zurück zu Justin und seiner FXR:

Getreu dem Motto „Träume nicht dein Leben, sondern lebe deinen Traum“ endete für Justin ein Wochenende im Oktober mit dem Spontankauf einer FXR Super Glide aus dem Jahr 1989.

Laufleistung unbekannt, diverse Undichtigkeiten am Motor, kein Originalzustand und sagenhafte 6 Vorbesitzer im Brief. Ideale Voraussetzungen, um jemandem eher von einem Kauf abzuraten. Ein kurzer Check der Fahrgestellnummer im Dealer Portal von Harley ergab, dass es sich hier sogar um eine deutsche Erstauslieferung handelte und Anzeichen für einen größeren Unfallschaden gab es auch nicht. Grund genug, um dann doch mal eine kleine Probefahrt durchzuführen. Im Anschluss stand fest: der Schrubber fährt sich besser, als er aussieht!

Kistenweise Original- und Zubehörteile gab es auch noch dabei und eine kurze Preisverhandlung später wechselte die FXR dann auch schon den Besitzer. Das Abenteuer begann bereits bei der Heimfahrt, denn was macht man mit einem frisch erworbenen Oldtimer auf zwei Rädern? Richtig, man fährt ihn direkt 200Km auf eigener Achse bis nach Hause, quasi der erste Härtetest. Was Justin dabei nicht wusste, dass es kein Härtetest für das Bike werden sollte, sondern für ihn selbst. Denn die Sitzbank Marke Eigenbau war nicht mehr als ein Vierkantholz mit Kunstlederbezug.

Zuhause angekommen wurde wenige Tage später damit begonnen die FXR Stück für Stück zu zerlegen und alles genaustens zu begutachten, schließlich war der Motor undicht. Einmal den Motor ausgebaut, könnte man ja eigentlich auch direkt den Rahmen und Schwinge neu beschichten lassen, diese hatten bereits ein paar kleine Roststellen. Leichter gesagt als getan, denn FXR typisch, war die Schwingenachse natürlich im Getriebegehäuse festgegammelt. Mit einem kleinen Sägeblatt trennte Justin die Schwinge mühsamst vom Getriebegehäuse. Am Ende half es nur noch die Schwingenachse vorsichtig auszubohren, um das Getriebegehäuse nicht zu zerstören. Weiter ging es dann beim Motor. Einmal zerlegt, könnte man ja eigentlich sämtliche Lager erneuern. Gesagt getan, der Motor wurde dann komplett überholt und neu gelagert von der Kurbelwelle bis zu den Kipphebeln.

Getrieben durch einen leichten Hang zur Perfektion, artete dass als anfänglich gedachte Winterprojekt immer mehr zu einer kompletten Restauration aus. Sämtliche Teile wurden überabeitet. Es gibt an diesem Bike nicht eine Schraube, die Justin nicht in der Hand hatte. Motor, Getriebe, Primär, Gabel, Bremsen, selbst der Anlassermotor wurde von ihm zerlegt und geprüft.

„Wenn man etwas macht, dann aber richtig.“. Aus geplanten Wochen wurden Monate, aber das Ergebnis kann sich sehen lassen. Die für eine FXR Super Glide typische Bereifung mit einem Drahtspeichenrad vorn und einem Gussscheibenrad hinten, ersetzte er durch originale HD 9-Speichen Alugussräder. Gleichzeitig erfolgte ein Umbau von Riemenantrieb auf Kette, um hinten mehr Luft für einen 150er Reifen zu haben. Genau so typisch für eine Super Glide, die 39mm Gabel mit nur einer Bremsscheibe. Diese wurde ersetzt durch eine in Zug -und Druckstufe einstellbare 39mm Gabel einer FXDX mit Doppelscheibenbremse, passend dazu die 4-Kolben Bremssättel vorn. Die kurzen Federbeine hinten wurden durch längere 13,5 Zoll Bitubo Federbeine mit piggyback ersetzt, um mehr Bodenfreiheit und eine bessere Fahrdynamik zu erzielen. Damit der Hobel auch entsprechend vorwärts geht, wurde dem Motor eine scharfe Nockenwelle verpasst. In Verbindung mit der schon vorhandenen 2 in 1 Supertrapp Auspuffanlage und dem größeren S&S Vergaser mit offenem Luftfilter, sorgt das ganze schon für ein breites Grinsen beim Fahrer.

Für den Clubstyle typischen Look, fährt man auf seinem Bike hohe Riser mit niedrigem Lenker. Um die Linie des Bikes nicht zu zerstören, indem der Tacho über der kleinen Quarter Fairing drübersteht wie ein Mickey Mouse Öhrchen, hat Justin sich für ein Set-Up aus unseren Clubstyle Risern in 7 Zoll mit einem 4,5 Zoll hohen Lenker von Biltwell entschieden. Damit sitzt er sehr angenehm aufrecht auf seinem Bike und kann problemlos längere Strecken zurücklegen, ohne dass die Arme so schnell ermüden. Damit der alte originale Rundtacho mit mechanischem Antrieb auch erhalten bleibt und an unserer Riserbrücke hält, musste dafür extra eine Tachoabdeckung angefertigt werden.

Die Blinker sollten sich möglichst unauffällig und harmonisch ins Gesamtbild einfügen, daher fiel die Wahl auf unsere LED-Stripe Blinker vorn und hinten. Für gute Sicht auch bei Dunkelheit sorgt vorne der originale LED Daymaker einer aktuellen Street Bob, sowie hinten ein getöntes LED-Rücklicht in laydown Optik.

Beim Lacksatz hat Justin sich vertrauensvoll an Chiko von Chiko’s Pinstriping gewendet. Dabei herausgekommen ist eine sehr auffällige two-tone Lackierung mit metalflakes und goldenen Pinstripes – mit einem gewissen oldschool Flair und jeder Menge bling-bling……….

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