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Entwicklung, Herstellung der Bauteile und Karosserie made by Thunderbike
Die Bauzeit der Open Mind betrug 3 Monate, die Gesamtentwicklungszeit zirka ein halbes Jahr. Die gesamte Entwicklung und Herstellung aller Bauteile sowie sämtliche Karosseriearbeiten wurden ausschließlich von dem Team rund um Thunderbike durchgeführt. Die Bedienelemente wie Gas, Kupplung, Bremse, Schaltung, Luftfederung etc. wurden miteinander kombiniert und nicht sichtbar in Gabel und Rahmen integriert.
So entstand ein super cleaner Gesamteindruck, der weder durch Schrauben, Kabel oder Leitungen vom Design ablenken und bewusst der Eindruck entsteht, es handele sich um eine unfahrbare Studie. Angetrieben und gebremst wird das spektakuläre Showbike über einen ebenso unsichtbaren Reibrollenantrieb. Durch eine Luftfederung vorne und hinten lässt sich das Bike zum Fahren anheben. Der Lackaufbau ist 28 Schichten stark und durchsetzt mit verschiedengroßen Metallpigmenten. Alle Streifen sind handliniert (Pinstriping).
- Baujahr 2008
- Motor S&S Super Sidewinder
- Hubraum 124cui
- Leistung 120PS
- Vergaser S&S Super G
- Luftfilter Crime Scene Choppers
- Zündung Altmann
- Krümmer Thunderbike Open Mind
- Getriebe Baker Torquebox 5-Gang
- Kupplung NH-Power Automatik NH-Power
- Sekundär Thunderbike Sprocket Bremsscheibe
- Rahmen Thunderbike Open Mind
- Lenkkopfwinkel 34°
- Schwinge Thunderbike Einarmschwinge
- Stoßdämpfer Tricky Air Ride
- Benzintank Thunderbike Open Mind
- Öltank Thunderbike (Frontspoiler)
- Griffe Thunderbike Open Mind
- Bremszylinder K-Tech
- Fußrasten Thunderbike Open Mind
- Elektrik Thunderbike Open Mind
- Scheinwerfer Thunderbike Open Mind
- Rücklicht Crime Scene Choppers
- Sitz Custom Leather
- Gabel Thunderbike Open Mind (Air Ride)
- Räder Thunderbike Open Mind 4.5×23 vorne & 9×21 hinten
- Reifen vorne Avon 130/60-23
- Reifen hinten Metzeler 260/35-21
- Bremsscheibe Thunderbike Open Mind
- Lackierung Ingo Kruse / Kruse Design
Nostalgiefreie Hi-Tech im kompromisslosen Old-School-Look
Text von Michael Stein - Easyriders
Dieser Hobel sei „100% Hi-Skool!“, erklärt Andreas Bergerforth, während momentan der Rest der Welt eher gerne was von „Old School“ faselt. Sei es, wie es will – voll im Trend liegt der Ofen auf alle Fälle. Denn an einer gehörigen Portion Vintage-Flair mangelt es dem treffenderweise Open Mind getauften Eisen garantiert nicht.
Will man derzeit etwas auf die Räder stellen, das so richtig trendy ist, muss man sich die Anregungen wohl tatsächlich aus jener Zeit holen, als Sex noch eine sichere Angelegenheit und Bikes dafür umso gefährlicher waren. Soll das Teil zudem ein wirklich beachtenswerter Knaller werden, so gilt es, alle angestaubten Ideen von vornherein aus dem Schädel zu verbannen. Also tatsächlich einer Philosophie zu folgen, die das Prädikat Open Mind verdient hat.
Und genau das haben Andreas und seine Jungs gemacht, in dem sie mit ihrem jüngsten Aufbau völlig nostalgiefreie High-Tech im kompromisslosen Old-School-Look präsentieren. „Die neue Generation von übermäßig großen Rädern sollte auf ganz besondere Weise in Szene gesetzt werden“, erzählt Andreas und berichtet weiter, dass man, wie aus dem Hot Rod Bau bekannt, sich alle Mühe gegeben habe, das Chassis so tief wie möglich herunterzubekommen. Dazu brauchte man einen kurzen und gleichzeitig flachen Lenkkopf sowie eine Luftfederung vorn und hinten.
Gleichzeitig sollte das Bike ultra-clean werden. Am Lenker sind somit keinerlei Kabel, Züge oder Hebel zu sehen, weshalb ein linksseitig des Tanks positionierter Schaltknüppel in Kombination mit einer Automatik-Kupplung zum Einsatz kam. Der Lieferung letzterer nahm man sich bei NH Power an, die sich bezüglich der Technik um die Primäreinheit gekümmert hatten, während das Design bei Thunderbike entstand.
„Die Open Mind verfügt über eine Halbautomatik. Angefahren und geschaltet wird ohne Kupplungsbetätigung“
Was das Getriebe angeht, setzten die Hamminkelner auf Baker. Der Moto ist ein S&S 124ci Super-Sidewinder. Besonders aufzuführen ist dabei sicherlich nicht allein, dass der Twin vor dem Einbau zwecks Lackierung komplett zerlegt wurde. Erwähnenswert ist vielmehr wohl auch, dass Andreas und seine Jungs das Triebwerk 2006 bei der AMD European Championship of Custombike Building gewonnen hatten. Sie haben den Motor erstmal weggestellt, um später erneut etwas ganz Besonderes zu bauen. Da wundert es dann wohl auch kaum, dass dem Sidewinder komplett vergoldete Schrauben beziehungsweise Abdeckungen aus Messing gegönnt wurden. Doch noch einmal zurück zum Fahrwerk. Bei der von Thunderbike selbstgebauten Gabel bestand die besondere Herausforderung darin, dass die Leitung für den Niveaulift unsichtbar verlegt werden sollte. Die Luft muss also über Kanäle im Inneren des Lenkdorns in die obere Gabelbrücke geleitet und von da aus in den rechten und linken Holm gepresst werden. Andreas gibt zu bedenken, dass bei derartigen Konstruktionen immer beachtet werden muss, welcher Aufwand für das Montieren beziehungsweise auch für das Zerlegen bei etwaigen Reparatur- und Wartungsarbeiten entsteht. Allein die Gabel überhaupt erst einmal fertig zu bekommen, war jedenfalls kein Kinderspiel. Denn die spezielle Brücke musste wegen auftretender Probleme drei Mal neu gefräst werden! Wie Andreas berichtet, gab es im ersten Fall eine kleine Fehlbohrung im Bereich der Kanäle, wodurch dort beim Test Luft entwich. Das zweite Teil war dann in Ordnung, der Luftdruck konstant und die Feder- und Dämpferfunktionen okay. Also konnte die Brücke in die Poliererei, wo die letzten Frässpuren geglättet werden sollten. Die Unterseite hatte man dann allerdings so gut geschliffen, dass an einer Stelle der Luftkanal offengelegt worden war. „Nachdem ich unterm Sauerstoffzelt wieder aufgewacht war, haben wir dann den dritten Anlauf unternommen“, berichtet Andreas.
Entwickelt worden war die Gabel übrigens komplett am Computer von Herbert, dem CNC Spezialisten bei Thunderbike. Die größte Herausforderung ergab sich daraus, eine völlig neue Gabel mit besagter Luftfederung in deren oberem Teil zu konstruieren. Wobei die Vorderradführung durch Teleskopstangen übernommen wird. Erst als das Design für jeden Einzelteil, jede Bohrung, jeden Lagersitz, jede Verschraubung – ganz einfach alles! – zu Ende gedacht und in Daten umgesetzt war, konnte ein Fräsprogramm erstellt werden. Während man bei einem Aufbau der konventionellen Art nach dem Zusammensuchen der Teile meist ohne viel Federlesens zu Werke geht, steht am Anfang eines Projekts wie der Open Mind viel Theorie und Entwicklungsarbeit. Als Basis entstehen erste einfache Bleistiftskizzen und – Zeichnungen. „Ich benutze dazu Vorlagen, auf denen unser Grafiker Motor und Räder proportional zueinander eingebaut hat.“
„Gleich zwei Kompressoren liften die abgesenkte Maschine blitzschnell in Fahrtstellung“
„Drumherum versuche ich dann meine Vorstellung auf Papier zu bringen“, erklärt Andreas. Im folgenden wird viel radiert und nachgezeichnet, bis der Grafiker nach ein paar Wochen den fertigen Entwurf bekommt, um ihn sauber zu übertragen. Was dann folgt, ist ein „Meeting mit den Jungs aus der Praxis“, wie Andreas sie nennt, wonach der Entwurf noch einmal am Bildschirm überarbeitet und die technische Umsetzung besprochen wird. Dabei stellt sich erfahrungsgemäß heraus, wie wenig aussagefähig die bis dahin entstandenen Zeichnungen sind. In solchen Gesprächen wüchse dann „die dritte Dimension“ des geplanten Aufbaus, erklärt Andreas. Langsam, aber sicher würden sich konkrete Vorstellungen entwickeln, wie Gabel, Rahmen, Tank und so weiter später aussehen sollen. Irgendwann ist der Zeitpunkt für die erste Autocat-Zeichnungen gekommen, mit Hilfe derer aus Lenkkopfwinkel, Gabel-Rake und Brücken-Offset der Nachlauf bestimmt wird. Ist das erledigt, teilt sich die Arbeit im folgenden auf zwei Workstations auf. Zum Einen entwickelt der bereits erwähnte CNC-Spezialist Herbert die entsprechenden Komponenten, zum Anderen lässt Rahmen- und Blechmeister Michael die Rechenmühle rattern.
Sind die Koordinaten bezüglich der Höhe und Länge des Frames sowie die Radien der Rahmenrohre bestimmt, geht Michael gleich an die Arbeit: Die ersten Rohre werden gebogen, einige Heftpunkte gesetzt, und über Schaum und Pappschablonen wächst zusehends besagte „dritte Dimension“ weiter. Was die Blecharbeiten bei der Open Mind angeht, war vor allem das Fertigen des Tanks enorm aufwändig.
„Die Open Mind beweist, dass bereits Totgesagte wie Billetparts und Breitreifen immer noch funktionieren“
Wie Andreas berichtet, wurden unzählige Schablonen angefertigt und passende Bleche ausgeschnitten, in Form gewalzt, anschließend geheftet und ganz zum Schluss verschweißt. Weiterhin waren aber auch noch viele Details zu lösen: An eine Tankentlüftung sowie die Verbindungen zwischen den einzelnen Hälften musste gedacht werden. Auch ein passender Tankdeckel durfte nicht fehlen, und natürlich sollte das Ganze eine Gummilagerung bekommen. Unsichtbar, versteht sich, mit ebensolchen Verschraubungen.
Das Ride Out Shooting by Horst Rösler
Als besonders arbeitsintensiv zeigte sich weiterhin das Anfertigen der Sitzschale sowie deren Federn, wobei die Einzelteile erhitzt und dann in Form gewalzt wurden. Kaum weniger Aufwand wurde bei den Messingrippen betrieben. Wie man auf den Bildern erkennt, befinden sie sich im Frontbereich und über dem im Frontspoiler versteckten Öltank sowie vor dem Benzintank und unter dem Sitz. Für jede einzelne dieser Rippen wurden einmal mehr eine Vielzahl von Schablonen und Modellen gefertigt, um an die Endformen zu kommen, die dann aus Messing geschnitten worden sind.
„Immer wieder alles ein- und ausbauen, anpassen und erneut ein- und ausbauen. Pappschablonen, Holzschablonen, Blechschablonen, das Ganze unendliche Male…“, so Andreas.
Ach so, bevor wir es vergessen – hier noch abschließend die Lösung, zu einer Frage, die Ihr Euch vielleicht die ganze Zeit gestellt habt: Wer die vorderen Verzögerungskomponenten sucht, dem sei verraten, dass das Bike frontwärts wirklich null Bremse hat! Wie war das gleich mit den Zeiten, als die Motorräder noch gefährlich waren?
Doch alle übermäßigen Mühen sollten keinesfalls unbelohnt bleiben… denn den ersten großen Auftritt hatte Thunderbike’s Open Mind bei der Mainzer Custom Chrome Show, die einmal mehr den Rahmen für die von der Händlerzeitschrift „American Motorcycle Dealer“ (AMD) initiierte European Championship of Custombike Building bot. In der Freestyle Klasse galt es dabei, einer der drei Tickets zur AMD World Championship zu ergattern, die erneut im August in Sturgis stattfinden wird. Und als Sieger unter den Siegern entpuppte sich nach dem erwähnten 2006er Erfolg Spectacula diesmal die Open Mind. Andreas Bergerforth und sein Team waren in der Freestyle Kategorie auf dem ersten Platz gelandet und hatten sich damit gleichzeitig den vom American Motorcycle Dealer vergebenen Europameister-Titel sowie die Teilnahme in Sturgis gesichert.
Da kann man doch eigentlich nur ganz herzlich gratulieren und kräftig die Daumen drücken!
Das Sturgis USA Shooting by Horst Rösler
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