Thunderbike Hollywood Joe • Custombike & Harley-Davidson Gallery

Gesellenprüfung eines Customizers

Hollywood Joe, das klingt beschwingt, und damit ist das Stichwort gegeben. Wir zeigen euch mal wieder ein mitschwingendes Schutzblech.

Es ist sozusagen die Gesellenprüfung eines Customizers. Wer in unserer Gilde kein mitschwingendes Schutzblech gebaut hat, der gehört nicht dazu. Für uns ist das natürlich Tagesgeschäft, aber es bleibt noch immer eine anspruchsvolle Maßarbeit, die den echten Schrauber vom Dranschrauber scheidet. Deshalb könnt ihr bei uns auch kein mitschwingendes Schutzblech im Katalog kaufen.

Das Softail geht noch softer

Als Harley-Davidson für das Jahr 1984 den Softail-Rahmen vorstellte, war das ein ganz großer Wurf, der zu einer eigenen Modelllinie führte, die bis heute gebaut wird: Ein von versteckten Federbeinen gedämpftes dreieckiges Heckteil setzte die Linie der Rahmenzüge fort und suggerierte die Optik eines klassischen Starrrahmens.

Aber der darüber zwischen Struts geklemmte Fender störte die cleane Optik. Die Heckteile ab Werk blieben schwulstig, aber es ging nichts anders, weil Harleys ab Werk auch immer soziustauglich bleiben sollten. Customizer kamen schnell auf den Trichter. Sie befestigten den Fender nicht mehr an Struts, die wiederum ausladend an den Rahmenoberzügen befestigt waren. Stattdessen verschraubten sie das Schutzblech direkt mit der Schwinge.

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Flying Fender

So ließ es sich wie bei einem Starrrahmen saugend dicht an den Reifen legen, und so bleibt es, selbst wenn die Schwinge noch so stark einfedert. Das Schutzblech schwingt ja mit. Wir nennen das auch „Flying Fender“. Soziustauglich ist ein mitschwingendes Schutzblech nicht mehr, denn die Sitzposition darauf ist ja ungefedert. Nicht zuletzt deshalb heißt so ein Custombike auch Custombike, weil es eben nach den Bedürfnissen eines einzelnen Kunden maßgefertigt ist.

Saugend liegt der Heckfender an. Die Kellermann-Atto-Blinker wirken wie eine Fortsetzung der gelochten Strebe

Von wegen Schwingsattel. Die Sattelfedern sind starr, um die Rückkopplung zwischen Fahrer und gefedertem Heck nicht zu beeinflussen

Herausforderung Maßarbeit

Mit der Maßfertigung beginnt auch die Herausforderung. Die endgültige Fixierung eines Flying Fenders bleibt individuell auszuführende Millimeterarbeit. Das liegt an den Fertigungstoleranzen des Werks und an den je verschiedenen Rädern und Bereifungen, die in einem Custombike rollen. Wir brauchen also das komplette Heck, um alle Komponenten passgenau aufeinander abzustimmen, und ihr habt Gelegenheit, mal unsere Werkstatt zu sehen. Dafür kann auch das Ergebnis sich sehen lassen.

Ihr müsst lange suchen, um die versteckte Scheibe der Pulley-Bremse zu finden

Wir belassen es ja nicht beim Schutzblech

Diesen Hollywood Joe wünschte unser Kunde sich auch gleich mit einer neuen Bereifung, und die hat nun völlig andere Maße. Er wählte die FLH-Räder aus unserem Sortiment, besonders sexy in Bicolor, also im Wechselspiel von Schwarz und blankem Metall.

Statt der 16 Zoll der serienmäßigen Street Bob haben wir hinten nun ein Rad mit 18 Zoll und einer 200er Bereifung. Ihr Gardemaß fällt besonders ins Auge, weil wir die Bremsscheibe auf die Seite des Pulleys verlegt und damit ziemlich gut versteckt haben. Versteckt auch, weil wir Pulley und Bremsscheibe aus unserer transparenten „Spoke“-Linie genommen haben, und weil unser seitlicher Kennzeichenhalter die Total-Ansicht des Hecks aufräumt.

Der Titanium-Sattel gibt Halt in einer ausgeprägten Mulde. So rutscht ihr nicht auf den ungefederten Heckfender

Ensemble Heckteil

Der Sattel über dem Ensemble heißt „Titanium“. Er hat die Optik eines Schwingsattels, der mit seiner Mulde den für ein mitschwingendes Schutzblech erforderlichen Halt gibt. Der Fahrer darf ja während der Fahrt nicht auf das Heck rutschen, das ohne Federung duchaus ein Eigenleben führt.

Ein Geheimnis verraten wir noch: Der Schwingsattel schwingt nicht wirklich. Die Federn, auf denen er liegt, sind starr. Andernfalls nämlich hätten wir doppelte Federung, die der Schwinge und die des Sattels. Das könnte das Feedback zwischen Mann und Maschine schon mal störend beeinflussen.

Frontend in sauberstem Schwarz

Vorne rollt natürlich auch ein FLH-Rad, statt der serienmäßigen 19 Zoll hier sogar mit 21 Zoll. Die Tieferlegung der Gabel neutralisiert die Veränderung des Nachlaufs. Wir haben also keine Verluste im Handling. Da Schwarz die dominierende Farbe bleiben sollte, ist nun das Chrom der Gabel verschwunden. Wir hätten es auch unter den serienmäßigen Street-Bob-Faltenbälgen und mit Covern verstecken können. Stattdessen wählte unser Kunde gleich eine neue Beschichtung der Gabel. Die nennt sich DLC, also Diamond Like Carbon. Zugegeben, das ist teuer, zumal es den kompletten Ausbau der Gabel erfordert. Aber es ist die hochwertigste Oberflächenbehandlung, die man einer zuvor verchromten Fläche angedeihen lassen kann.

Hollywood Lenker

Der Hollywood-Lenker nimmt an seinen Enden auch unsere gut versteckten Stripe-Blinker auf

Der „Hollywood“-Lenker mit seinen gelochten Streben nimmt das Motiv der gelochten Streben des Heckfenders auf. Stilistisch ginge es auch anders, wir haben den Hollywood nämlich auch als „Hollywood Light“ ohne Lochbleche. Um den Lenker zur Geltung zu bringen, haben wir die Blinker ziemlich gut verschwinden lassen, denn es sind mal wieder unsere „Stripes“, die flach und so dicht wie ein mitschwingender Heckfender unter den Lenkerarmaturen anliegen. Die Lenkergriffe und die vorverlegten Fußrasten kommen aus unserer „Satin“-Reihe

Galerie

Das Beste fürs neue Jahrtausend

Die Shorty-Slashcut-Schalldämpfer von Jekill and Hyde liefern auf Knopfdruck den oldschooligen Sound, den das Heck mit seiner Starrrahmen-Optik suggeriert. Wir leben ja nicht mehr im Jahr 1984, und wir leben auch nicht mehr im Zeitalter knochenharter Starrrahmen. Aber von beidem haben wir für unseren Hollywood Joe das Beste zusammengebracht und ins neue Jahrtausend übersetzt. Maßarbeit!